Die Kunst der Predigt

„Künstlerisches Handeln gestaltet Wirklichkeit als Raum, Sprache, Klang, Farbe [...]. Künstlerisch predigen hieße: mit der kundigen Leidenschaft der Bühne, des Konzertpodiums, der Literatur, des Ateliers oder des Films sich selbst und andere der Weltwirklichkeit Gottes aussetzen. Kunst erschließt Wirklichkeit.“ (Martin Nicol)
An einem Abend im Herbst 2001 kamen fünf Menschen im Theologischen Zentrum Braunschweig zusammen: Der Direktor des Predigerseminars Dieter Rammler, seine Kollegin, die Studieninspektorin Ingrid Drost von Bernewitz, der Schriftsteller Heinz Kattner, der Schauspieler Gerd Zietlow und der Erlanger Professor Martin Nicol. Gemeinsam entwickelten sie eine Vision: Sie wollten einen dritten Ort schaffen, an dem die Predigt als eine Kunst unter Künsten erlernbar ist. Ein Ort, der zur künstlerischen Werkstatt wird, zu einem freien Experimentierfeld – eben zu einem Atelier. Unter Aufgriff der Dramaturgischen Homiletik von Martin Nicol entwickelten sie das Konzept: Basierend auf verschiedenen Fortbildungsmodulen wird die Meisterklasse Predigt mit einem Zertifikat abgeschlossen. Im Jahr 2002 wurde mit Unterstützung der Braunschweiger Landeskirche der eingetragene Verein Atelier Sprache gegründet. Seitdem sind Pfarrer*innen und Prädikant*innen aus ganz Deutschland und aller Konfessionen in Braunschweig zu Gast. In Kursen von acht bis vierzehn Teilnehmenden lernen sie in drei Tagen unter fachkundiger Anleitung die ‚Kunst unter Künsten‘. Sie ergründen gemeinschaftlich die sprachliche Vielfalt und ästhetische Dimension der Predigtsprache. Sie spielen mit Worten, experimentieren mit Sätzen und lassen Bilder wirken.
Die Arbeit im Atelier Sprache hat sich über die Jahre weiterentwickelt. Sie hat sich vertieft. Und sie hat sich ausdifferenziert. Neue Dozent*innen verwenden neue Methoden und stellen neue Fragen. Der Austausch mit kirchenfernen Menschen wird eingeübt. Methoden aus dem Playing-Arts-Bereich werden eingebracht: Im Kreuzgang des Theologischen Zentrums wird nicht mehr nur geschrieben. Buchstabensuppenwörter und Stempelsätze finden hier ihren Platz. Leichte Sprache wird zur Grundlage des Predigtschreibens mit kurzen Sätzen und starken Verben.
Damit wir uns in die Welt begeben können, braucht es Orte der Inspiration, Orte der Geistkraft. Das Predigtschreiben benötigt Räume des Unverfügbaren, der „freien Produktivität“ (Friedrich Schleiermacher), in denen die künstlerische und schöpferische Freude Vorrang hat. In der Hoffnung auf „ein Szenario, bei dem Predigtlernen, Predigtlehren und vor allem Predigen selbst und Predigthören einmal so spannend wären, so poetisch, so voller Prophetie, so mittendrin im Ereignis des Wortes Gottes“ (Martin Nicol), dass alle zu „tanzen beginnen auf der Schwelle, und sei es auf der protestantischen“ (Birgit Mattausch).
Die Meisterklasse Predigt
Wir vermitteln ein Predigtmachen, das unter die Haut geht. Wir schenken gesprochene Worte, die berühen und begeistern, die einen Dialog fördern. Wir gehen dabei machtsensibel vor. Wir fassen Sprechen und Sprachen als künstlerische Ausdrucksformen auf, die sich vielfältig darstellen. Ob digital oder analog, ob auf der Straße oder im Kirchenraum. Wir schaffen das, was eigentlich unmöglich ist: Von Gott zu sprechen.
In der "Meisterklasse Predigt" wird in sechs Seminaren die Predigtsprache vertieft und reflektiert. Die Handwerkskunst, die zur Predigt gehört, wird erlernt. Die biblische Botschaft wird dabei homiletisch neu erschlossen. Die Themenschwerpunkte der einzelnen Seminareinheiten ergänzen sich gegenseitig. Die Teilnehmenden erhalten eine Fortbildungsbescheinigung für jeden Kurs des Atelier Sprache e.V. Für das Zertifikat „Meisterklasse Predigt“ ist die Teilnahme an sechs Seminareinheiten verbindlich, die auch über einen längeren Zeitpunkt verteilt wahrgenommen werden können. Die Kurse „Mit den Wörtern im Wort – Basismodul Dramaturgische Homiletik“ (Elisabeth Eilers und Benjamin Fuchs), „Mit eigenen Texten wirken – Predigtsprache I“ (Jörn Dege), „Glaubwürdig und wirksam – Predigtsprache II“ (Birgit Mattausch), „Predigen wie TED" (Felix Ritter) oder "Überzeugend Auftreten" (Felix Ritter), müssen dafür berücksichtigt werden. Darüber hinaus sind zwei Kurse frei wählbar.
Stornoregelung
Teilnahme am Seminar absagen
Das Atelier Sprache e.V. wird nicht institutionell finanziert. Das qualifizierte Programm muss sich allein durch Einnahmen tragen. Die Zahl der Teilnehmenden in den Seminaren halten wir bewusst überschaubar. Daher rechnen wir mit jedem Beitrag. Wir bitten Sie und Ihre Kostenträger folgende Ausfallregelung zu beachten: Nach Empfang der Anmeldebestätigung gilt Ihre Teilnahme als verbindlich. Eine kostenlose Absage ist nur bis acht Wochen vor Kursbeginn möglich. Danach müssen, auch im Falle einer krankheitsbedingten Absage, wir Ihnen bzw. Ihrem Kostenträger den Teilnehmerbeitrag in Rechnung stellen. Wenn Sie uns ein*e Ersatzteilnehmer*in nennen, entstehen keine Kosten.
Wir bitten Sie und die Kostenträger um Verständnis für diese Regelung.