Braunschweiger Jakobsweg

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Konzept

Der Braunschweiger Jakobsweg -
ein revitalisierter Weg der Jakobspilger

Ev. Akademie Abt Jerusalem Braunschweig

Intention1

Kulturelle Identität

Der Braunschweiger Jakobsweg zwischen Magdeburg und Braunschweig, Hildesheim und Höxter ist altes Kulturgut und führt durch braunschweigisches Kernland. Am Weg liegen vier Dome, bedeutende Stifte, Klöster, mehrere Jakobskirchen und zahlreiche romanische Dorfkirchen, die bis in die Siedlungsgeschichte zurückreichen. Die Wiederbelebung dieses historischen Pilgerweges ist darum als Beitrag zur kulturellen Identität der Region zu verstehen.

Ökumenisches Symbol

Der Pilgerweg nach Santiago de Compostela entstand in einer Zeit, in der unsere Kirchen noch nicht getrennt waren. Heute verbindet der Braunschweiger Jakobsweg die Katholischen Bistümer in Magdeburg, Hildesheim und Paderborn mit den Evangelischen Landeskirchen in Mitteldeutschland, Braunschweig, Hannover und Westfalen. Er ist somit ein ökumenisches Symbol mit großer Kraft.

Weg des Friedens

Nicht nur für die Ökumene gewinnt der Braunschweiger Jakobsweg eine besondere Bedeutung. Sondern er verbindet auch Ost und West und erinnert gerade im 25. Jahr des Mauerfalls an das kostbare Gut des Friedens.

Die historische Pilgerroute

Der Hellweg

Bereits vor Jahrhunderten nutzten Menschen den Jakobsweg durch das Braunschweiger Land auf ihrer Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Aus dem Baltikum kommend verlief die Route der Pilger zwischen Elbe und Weser auf dem Hellweg. Diese historisch sehr wichtige Handelsstraße, deren Ursprünge in die römische Zeit reichen, verband im Mittelalter die großen Handelszentren in Flandern mit denen in Polen und Russland2.

Die Kaufmannszüge und Jakobspilger querten in Magdeburg die Elbe. Bis zum 13. Jahrhundert stand von hier aus der südliche Hellweg über Halberstadt, Goslar und Höxter nach Paderborn im Vordergrund. Danach entwickelte sich eine nördlichere Route zur Hauptstraße: Über Helmstedt, Königslutter und Braunschweig ging es weiter nach Hildesheim und Hameln - hier wurde die Weser überquert - und von dort nach Paderborn3.

Hier erreichten die Pilger den Westfälischen Hellweg, der über Soest nach Dortmund führte. In karolingischer Zeit markierten die beiden Klöster in Werden bei Essen und Corvey bei Höxter den Anfangs- und Endpunkt des Westfälischen Hellwegs zwischen Rhein und Weser4. Über Köln verlief die Route weiter durch Flandern und Frankreich und führte die Pilger schließlich auf den Camino, auf dem sie zu ihrem großen Ziel, dem Grab des Heiligen Jakobus in Santiago de Compostela, gelangten.

Ein Indiz für das Pilgerwesen auf dieser großen Hauptverkehrsader ist unter anderem erkennbar durch Funde von Pilgerzeichen, insbesondere auf Glocken; auf einigen hat sich eine Art Reiseroute erhalten. So etwa auf einer Glocke im schwedischen Hablingbo von 1484. Dort finden sich auf die Außenseite der Glocke gegossene Pilgerzeichen aus Königslutter, Aachen, Köln, Maastricht und Neuss. Die so markierte Strecke führt entlang der Via Baltica und im weiteren Verlauf über den Hellweg nach Westen5.

Dass sich im Mittelalter auch von Braunschweig aus Jakobspilger auf den Weg nach Spanien machten, belegt eine Nachricht aus dem 17. Jahrhundert. Der zufolge druckte Hans Dorn im Jahr 1518 in Braunschweig ein Büchlein mit dem Titel: ,,De overen vnd meddelen Straten van Brunswygk tho Su(e)nte Jacob in Galicien/ tho Compostela/ Anderwerff gecorregeret/ vnd mit mehr thogesatten". Verfasst hatte die Schrift der Pilgerführer Gerdt Helmich, einer der Älterleute der Bruderschaft St. Jacobi an der Hildesheimer Andreaskirche. Leider ist von diesem Druck kein Exemplar erhalten geblieben6.

Belege für die mittelalterliche West-Ost-Magistrale - und die damit vorhandene und für Jakobspilger nutzbare Verkehrs-Infrastruktur - finden sich indes unter anderem

  • in der ,,Ebstorfer Weltkarte" aus dem 13. Jahrhundert7,
  • im Atlas ,,Hansische Handelsstraßen"8,
  • in den Jakobus-Studien: Pilgerzeichen - ,,Pilgerstraßen"9.

Heute verläuft auf der nördlichen Route des einstigen Hellwegs, die auch von den Kaufleuten der Hanse genutzt wurde, die Bundesstraße 1.

Autor: Dieter Prüschenk


1 Rammler, Dieter (2014): Dome, Klöster und Stifte - Perlen des Weges. Braunschweiger Zeitung, 9. April (Nr. 84): 15.

2 Seibt, Ferdinand (Hrsg.) 1997: Transit Brügge-Novgorod: eine Straße durch die europäische Geschichte, Ausstellungskatalog, Bottrop.

3 Beßelmann, Karl-Ferdinand (2013) Der Hellweg als Wallfahrtsstraße des späten Mittelalters. In: Klaus Herbers und Hartmut Kühne (Hrsg.), Pilgerzeichen - ,,Pilgerstraßen"; S. 33. Tübingen: Narr.

4 Beßelmann, Karl-Ferdinand (2013) Der Hellweg als Wallfahrtsstraße des späten Mittelalters; S. 33.

5 Brumme, Carina (2013) Aus nah und fern - Interpretation von Fundverbreitungsräumen. In: Klaus Herbers und Hartmut Kühne (Hrsg.), Pilgerzeichen - ,,Pilgerstraßen"; S. 146-147. Tübingen: Narr.

6 Kühne, Hartmut (2013) Pilgerzeichen westfälischer Transitwallfahrten im Mittelalter. In: Klaus Herbers und Hartmut Kühne (Hrsg.), Pilgerzeichen - ,,Pilgerstraßen"; S. 77-78. Tübingen: Narr.

7 Wolfson, Michael (2001) Ein Rundgang durch Kloster Ebstorf. Die Blauen Bücher. Königsstein im Taunus: Langewiesche.

8 Bruns, Friedrich und Hugo Weczerka (1962) Hansische Handelsstraßen. Atlas, bearbeitet von Hugo Weczerka. Köln: Böhlau.

9 Herbers, Klaus und Hartmut Kühne (Hrsg.) 2013 Pilgerzeichen - ,,Pilgerstraßen". Tübingen: Narr.