Kerstin Lindner berichtet über unsere Veranstaltung "Medienverantwortung in Zeiten verstärkter Kriegspropaganda" im Braunschweig Spiegel:
"Verhalten sich Medien in Zeiten verstärkter Kriegspropaganda nach ihrem ehernen Auftrag: genaue, ausgewogene, umfassende und faire Informationen bereitzustellen? Diese Frage haben wir Frau Prof. Sabine Schiffer, Direktorin des Institutes für Medienverantwortung, zu einer Veranstaltung in der evangelischen Akademie Abt Jerusalem in Braunschweig gestellt.
Die Analyse im Rahmen ihres Vortrags ist sowohl erhellend als auch ernüchternd:
Ihrem Auftrag, die Macht als sprichwörtlich 4. Gewalt zu kontrollieren, werden die Medien immer weniger gerecht. Vielmehr deutet sich ein Schulterschluss der Medien mit der Politik bzw. Interessen zumeist Besitzender an. In diesem Fall agieren die Medien in eigener Verantwortung ihrer Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit zuwider.
Zudem wird immer deutlicher erkennbar, dass Medien auch zum Zielobjekt von Propaganda bzw. Public Relations mächtiger Interessen werden. In diesem Zusammenhang lässt sich eine Entwicklung vom Haltungs- zum Gesinnungsjournalismus beobachten; nämlich das ständig prüfende Bemühen, die vertrauensbildenden handwerklichen Regeln des Berufs zu gewährleisten, hin zum: wir wissen – wir sagen euch, was richtig ist – folgt uns! Und es braucht sehr starke engagierte journalistische Arbeit, sich dem zu widersetzen; vor allem dann, wenn mächtige finanzstarke Thinktanks mit dem Ziel agieren, ihre interessengeleitete „Wahrheit“ zur Wahrheit aller zu machen.
Deutlich wird das insbesondere bei der medialen Begleitung von Kriegsinszenierungen, so Sabine Schiffer in ihrem Referat. Hierzu werden Kriegsanlasslügen verwendet, wie z.B. der Besitz von Massenvernichtungswaffen durch den Irak bzw. Bedrohungslügen, wie z.B. das Konstrukt einer Verletzung des deutschen Luftraums durch russische Drohnen. Ein Ereignis, über das fast alle Medien zeitnah informierten, bei dem jedoch in keinem Fall die Herkunft der Drohnen aus Russland bestätigt werden konnte.
Als ein Manipulationsinstrument erweist sich hier die Wiederholung. Werden Halbwahrheiten oder Lügen immer wieder in Medien angeboten, wird der Zweifel an der Richtigkeit der Meldung von Wiederholung zu Wiederholung immer kleiner; und irgendwann erscheint die Info wahr. Weitere Instrumente sind das Agenda Setting bzw. selektives Berichten. Zu letzterer Problematik ist eine Anklage beim Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) anhängig. Erstmals nach hunderten von erfolglosen Anträgen wird einer Anklage zur einseitigen Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) stattgegeben und damit das Zuwiderhandeln des gesetzlichen Vielfaltauftrags des ÖRR in Erwägung gezogen. Die Entscheidung dazu soll am 15. Oktober um 14 Uhr im BVerwG verkündet werden.
Neben den im Artikel angerissenen Themen diskutiert Sabine Schiffer weitere interessante Aspekte von Medienverantwortung in Zeiten verstärkter Kriegspropaganda in ihrem Referat. Das gesamte Video der Veranstaltung finden sie hier."
