„Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ (Gen 12,2)
Dieses Bibelwort hat mich die letzten Jahre meiner Tätigkeit im Theologischen Zentrum Braunschweig begleitet. Es wird mich auch weiterhin begleiten, wenn ich nun nach fast sechs Jahren meine Zeit als Studienleitung am Theologischen Zentrum und Geschäftsführung des Atelier Sprache e.V. beende. Mit diesem Brief möchte ich mich von Ihnen verabschieden und vor allem von ganzem Herzen „Danke“ sagen!
Als ich 2019 meinen Dienst begann, freute ich mich sehr auf meine neue Aufgabe. Doch schon kurz darauf stellte die Corona-Pandemie vieles auf den Kopf. Auf einmal war das, was für die kirchliche Arbeit selbstverständlich schien, nicht mehr möglich. Das Theologische Zentrum Braunschweig wurde in seinem Betrieb eingeschränkt, das Gästehaus geschlossen, beinahe zeitgleich ging Dieter Rammler als Direktor in den Ruhestand. Wir mussten uns neu erfinden: Andachten am Bildschirm, Kurse im digitalen Raum, Gottesdienste mit Hygienekonzept. Ich erinnere mich gut an die ersten Online-Kurse und wie ungewohnt es war, in kleine Kacheln zu sprechen. Und doch: es ist uns gemeinsam gelungen, in dieser besonderen Zeit Räume des Glaubens zu gestalten. Bald wurde das zur neuen Normalität.
Glücklicherweise wurden die Einschränkungen mit den Jahren weniger. Wir konnten wieder, wie gewohnt, zusammenkommen und wir haben viel miteinander erlebt. Acht Lektoren- und Prädikantenkurse, zwei Pilgerbegleitkurse und zwei theologische Langzeitkurse habe ich in dieser Zeit begleitet. Daneben fanden zahlreiche Seminare und Vorträge statt – vom Bildungsurlaub in Neuerkerode über Seminare wie „Auf die Kräuter, fertig los“ sowie „Bibel, Brot und Wein“ bis hin zu den Wochenenden in Drübeck zu „Alternativen Gottesdiensten“. Sehr bereichernd war für mich auch die Zusammenarbeit mit dem Lektorenvertrauenskreis, bei den gemeinsamen Kirchentagen, den Jahrestagungen und zuletzt bei der Arbeit am Kasualkurs.
Diese Vielfalt hat mir immer wieder gezeigt, wie lebendig und reich die Ehrenamtsarbeit in unserer Landeskirche ist. Sie, die Ehrenamtlichen, haben all’ das möglich gemacht: mit ihrer Zeit, ihrem Engagement und ihrem Mut, sich auf Neues einzulassen. Heute wirken 216 Menschen ehrenamtlich im Verkündigungsdienst mit. Jeder vierte Gottesdienst in unserer Landeskirche wird inzwischen von ihnen gestaltet. Das ist ein starkes Zeichen dafür, dass Kirche nicht nur von Hauptamtlichen lebt, sondern von vielen, die ihre Gaben einbringen. Sie bringen Segen – in allen kleinen und großen Orten im Braunschweiger Land.
Gleiches gilt für das Atelier Sprache: Als sich im Herbst 2001 fünf Menschen in Braunschweig trafen, um den Atelier Sprache e.V. zu gründen, war das ein Wagnis. Sie träumten von einem Ort, an dem Predigt als eine Kunst unter Künsten geübt, erprobt und gefeiert werden kann. Dieser Traum wurde Wirklichkeit: Der Atelier Sprache e.V. entstand im Theologischen Zentrum Braunschweig – eine Werkstatt, die Räume des Experimentierens eröffnete, ein „dritter Ort“, an dem Worte leuchten und Bilder sprechen.
Zum Ende dieses Jahres findet der Atelier Sprache e.V. eine neue rechtliche Struktur: nicht mehr als eingetragener Verein, sondern als integraler Bestandteil des Theologischen Zentrums und der ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig, jedoch weiterhin getragen von der „Meisterklasse Predigt“ und einem vielfältigen Programm. Für mich persönlich war es eine große Freude, Teil dieser Bewegung zu sein, in einem Atelier, das die Predigt selbst als Bewegung versteht: im Wechselspiel mit den Künsten der Schönheit Gottes auf der Spur. Ich habe hier gelernt: Predigen heißt, Sprache für Gottes Wirklichkeit zu finden.
Meine Zeit hier geht nun zu Ende, aber ich gehe mit großer Dankbarkeit: für die Begegnungen, die Gespräche, das gemeinsame Lachen, die geteilten Fragen, die gesuchten Antworten. Ich habe viel gelernt und nehme all’ das als Erfahrungsschatz auf meinem weiteren Weg mit, den ich nun in der VELKD als Referentin für Gemeindepädagogik und Seelsorge fortführen werde, im Vertrauen darauf, dass vieles von dem, was wir hier miteinander begonnen haben, weiterwirken wird.
Mit herzlichen Grüßen und in tiefer Verbundenheit,
Jonah Evin Klee